Aedes Architekturforum - Cemex DE
Gebaute Visionen
Gebaute Visionen
Es herrscht konzentrierte Betriebsamkeit an diesem Frühlingstag im Aedes Architekturforum in Berlin-Prenzlauer Berg. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bauen in den hohen Räumen gleichzeitig zwei Ausstellungen auf. Während sich die eine mit österreichischen Schul- und Universitätsbauten beschäftigt, zeigt die andere architektonische Interventionen in chinesischen Steinbrüchen.
Hans-Jürgen Commerell behält bei dieser thematischen Spannbreite den Überblick. Seit 1994 ist er Co-Direktor des Aedes Architekturforums. Gegründet hat den Ausstellungsraum bereits gute zehn Jahre zuvor seine Partnerin Kristin Feireiss. Ihr Ziel war es, einen Ort zu schaffen, an dem Architektur kulturell und öffentlich diskutiert wird. Seitdem zeigt Aedes wechselnde Ausstellungen, begleitet von Debatten zu Architektur und Stadtentwicklung. Ein Café, ein Buchladen und Veranstaltungsräume machen das Forum zu einem lebendigen Ort.
CEMEX Deutschland AG
Alexandra Decker
Manager Public Affairs
alexandra.decker@cemex.com
Aedes Architekturforum
aedes@baunetz.de


Herr Commerell, Aedes feierte vor zwei Jahren sein 40. Jubiläum. Was treibt Sie an?
Hans-Jürgen Commerell: Wir verstehen uns als Projektraum, vergleichbar mit einer Kunsthalle, in dem wir niedrigschwellig die Themen von Raum, Stadt und gebauter Umwelt in die Öffentlichkeit bringen. Rem Koolhaas und Zaha Hadid hatten bei Aedes in den 80ern ihre ersten Ausstellungen. Für manche Architekten und Architektinnen war der Aedes-Katalog sogar ihre erste Publikation. Selbst heute, wo jede umgebaute Garage im Internet veröffentlicht wird, geben wir den etablierten Planern wie den jungen Büros noch mal eine ganz andere Art von Bühne, um ihre Ideen und Entwürfe zu diskutieren. Neben einzelnen architektonischen Konzepten stehen aber auch immer wieder übergreifende Themen wie Nachhaltigkeit oder sozio-ökonomische Zusammenhänge im Vordergrund. Auch wenn jede Ausstellung für sich steht, spiegelt sich in 40 Jahren Programm auch Zeitgeschichte wider. Das gilt ebenso für Veränderungen in der Herangehens- und Arbeitsweise in den Büros. Es gibt heute weniger Kult um einzelne Architekten oder Architektinnen. Man arbeitet viel mehr in Teams, mehr mit der Öffentlichkeit. Den Lebensraum gemeinschaftlich zu verhandeln und zu gestalten, das ist uns wichtig. Es funktioniert dann besser.

Auf dem Weg zum klimaneutralen Zement
Die Basis nachhaltiger Bauprojekte ist ein umweltfreundlicher Zement. CEMEX geht mit der Carbon Neutral Alliance voran und strebt die Klimaneutralität seines Rüdersdorfer Werks bereits für 2030 an.
Das Aedes Architekturforum und CEMEX verbindet eine lange Partnerschaft. Welche Werte verbinden beide Unternehmen?
Hans-Jürgen Commerell: Zement ist ein sensationelles Material. Seit mehr als 2000 Jahren bauen wir damit. Die Fragen, die mit ihm zusammenhängen, tauchen in allen Bereichen auf, was zum Beispiel den Umgang mit Ressourcen betrifft. Mit seinen Zielen zur CO₂-Neutralität ist CEMEX für uns ein spannendes Beispiel, wie wir umweltfreundlicherem Bauen näherkommen können. Unternehmen wie CEMEX sind Vorreiter, die andere in der Branche nachziehen lassen. Das passt sehr gut zu Aedes. Außerdem war Beton für uns schon immer ein interessanter Baustoff.
Inwiefern?
Hans-Jürgen Commerell: Ich finde den alten Slogan der Betonindustrie sehr treffend: „Beton – Es kommt drauf an, was man draus macht.“ Beton hat natürlich auch schwierige Dinge hinterlassen, wenn wir an die 70er-Jahre denken, aber da kann das Material nichts dafür. Die Räume, die wir in den Hackeschen Höfen hatten, waren nach einem Konzept von UN Studio vollständig mit Betonpanelen verkleidet. Das sah super aus!
Welche Antworten hält die Architektur auf aktuelle Fragen wie den Klimawandel und Ressourcenknappheit bereit?
Hans-Jürgen Commerell: Ich würde sagen, die Architektur hat jede Menge hervorragender Antworten, auch schon seit einer langen Zeit. Industrielle Interessen und Angst vor Innovation in der Politik und Verwaltung verhindern aber leider viel. Das eigentliche Problem ist nicht mangelndes Wissen, sondern dass die Erkenntniszeiträume so lang sind und der Druck nicht groß genug ist. Die besten Ideen nützen nichts, wenn sie nicht ausprobiert werden dürfen.
Welchen Beitrag hat Aedes zu einem neuen Verständnis von Architektur geleistet, speziell auch in Berlin?
Hans-Jürgen Commerell: Anstatt zu nörgeln, war unser Antrieb immer zu zeigen, wie man es anders und besser machen kann, und dafür – besonders auch international – Beispiele zu bringen. Berlin war in seiner Insellage immer etwas stark auf sich bezogen. Die kulturelle Vielfältigkeit und die Experimentierfreude nach der Wende haben sich nicht räumlich niedergeschlagen. Insofern war Berlin auch eine Stadt der verpassten Möglichkeiten. Der Diskurs, der vorgegeben wurde, war kein weltoffener, sondern eher retrospektiv. Nicht nur das Stadtschloss oder die Europa City zeugen davon. Ich denke, dass die frühe internationale Bekanntheit von Aedes, schon in vordigitalen Zeiten sowie die Kontinuität und Dichte der Programme an den jeweiligen Orten – am Savignyplatz, in Mitte und heute am Pfefferberg – erheblich dazu beigetragen haben, den Diskurs in Berlin zu stimulieren, und möglicherweise auch auf die Art und Weise Einfluss genommen hat, wie er zunehmend an anderen Orten geführt wurde.



Wo reisen Sie hin, wenn Sie gute Architektur erleben möchten?
Hans-Jürgen Commerell: Mir hat Rotterdam gut gefallen, wo Kristin ab Mitte der 90er das Architekturmuseum aufgebaut hat, obwohl es eine sehr harte Stadt ist. Auch Melbourne fand ich spannend, oder Tokio. Aber meine kulturelle Nabelschnur verbindet mich schon sehr mit Europa und Berlin.
Auf welche Ausstellungen und Veranstaltungen freuen Sie sich 2022 besonders?
Hans-Jürgen Commerell: Wir freuen uns sehr auf die Ausstellung mit der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao im Mai. Ohne das Engagement eines außergewöhnlichen Partners wie CEMEX wäre das nicht möglich. Die Offenheit hinsichtlich der Fragen an die Zukunft und der Art und Weise, wie wir gemeinsam vorgehen und Fragen formulieren, eint uns in diesem Vorhaben mit dieser tollen Architektin. Außerdem zeigen wir in diesem Jahr eine Ausstellung über das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden von Fumihiko Maki. Der japanische Architekt ist mit 95 Jahren eine lebende Legende. Auch die Dänin Dorte Mandrup wird erneut ihre Projekte vorstellen. Mit Neri&Hu bringen wir im Herbst ein sehr spannendes Team zu Aedes und mit playze/Marc Schmit geben wir neben den großen Namen der Architekturszene auch jüngeren Büros immer wieder eine Plattform. Es ist wie bei Beton: Die Mischung macht‘s.



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